Hieronymus Bosch – Garten der Lüste

Über Hieronymus Bosch

Vor 500 Jahren verstarb der rätselhafte Künstler Hieronymus Bosch an seinem Geburtsort Herzogenbusch im Süden der Niederlande; auf Holländisch heisst das Städtchen ’ s-Hertogenbosch, daher der Künstlername Hieronymus Bosch, unter dem der als Jheronimus van Aken geborene Maler der Nachwelt bekannt geworden ist.
In dieser Kleinstadt hat er fast alle seine Zeichnungen und Gemälde angefertigt. Die Bilder dieses faszinierenden Malers, einer ungewöhnlichen Persönlichkeit über die man jedoch nur wenig weiß, sind von einer in der Kunstgeschichte einzigartigen Seltsamkeit; sie zeigen gequälte Figuren und ebenso burleske wie furchterregende Ungeheuer.

Seine Bildsprache steht in radikalem Widerspruch zu dem sesshaften, friedlichen Leben, das er in den Niederlanden führte. Und doch gelang es Bosch wie keinem Zweiten, in seiner Werkstatt die Ängste seiner Zeit zu schildern, von den Bedrohungen des Krieges, über religiösen Aberglauben, bis hin zu geopolitischen Umwälzungen.
Ob sie nun triviale oder religiöse Themen behandeln, allen seinen Werken gemeinsam ist die wahnwitzige und beängstigende Anhäufung von Schimären, Erscheinungen des Teufels und anderen gefallenen Engeln, die sich frei unter den Heiligen und den Lebenden tummeln. Mit farbigem Pinselstrich und feiner Linienführung schuf er auf Gemälden oder Zeichnungen fantastische Panoramen, in denen sich Trugbilder des Schrekkens mit Elementen des Alltags vermischten, so dass das Gefühl beunruhigender Fremdartigkeit angesichts seiner Werke sich noch verstärkte.

Besessen von den Themen der Sünde, des Verlangens und der von der religiösen Moral so streng unterdrückten Versuchung, benutzt Bosch menschenähnliche Zwerge, luziferische Figuren und drollige Schimären, um die Laster seiner Zeit zu schildern.

Seine auf dem künstlerischen ebenso wie auf dem rein technischen Feld wirksame Innovativkraft fasziniert uns noch heute. Und selbst wenn er einige Schlüssel zur Deutung seines Werkes hinterlassen haben sollte, so sind diese inzwischen verloren, und jeder muss sich mit seiner eigenen Analyse begnügen, was Raum für zahllose Theorien eröffnet hat. Und diese werden nicht weniger, zumal er von Generationen von Malern bewundert, ja sogar vergöttert wurde, die sich, wie Salvador Dali, manchmal auch von ihm inspirieren ließen.

In seinem Werk kündigen sich mit mehreren Jahrhunderten Vorsprung bedeutende Denkströmungen wie die Psychoanalyse, aber auch der Surrealismus und der Comicstrip an. Seine prophetischen Visionen und sein Detailreichtum faszinieren nicht nur Exegeten sondern auch die breite Masse. Philipp II., dem Sohn von Karl V., verdankt es Spanien, dass ihm mehrere Gemälde von Bosch (spanisch: El Bosco) erhalten blieben. Der Herrscher war von dem Maler so begeistert, dass er mehrere seiner Gemälde in sein Land schaffen liess, darunter «Der Garten der Lüste», das seit 1936 zur Sammlung des Prado-Museums in Madrid gehört, welches eifersüchtig darüber wacht und es nie als Leihgabe zur Verfügung stellt.

So hat das Prado-Museum, trotz der Gesamtschau des Werkes von Bosch in seiner Heimatstadt, anlässlich von dessen 500. Todestag, dieses Jahr ebenso eine Retrospektive seines Werkes organisiert, die seit ihrer Eröffnung Ende Mai ein wahrer Triumph ist. Hieronymus Bosch begeistert also noch heute. Der Dokumentarfilm von José Luis Lopez Linares erforscht einen der grössten Maler aller Zeiten und versucht, über die Gedanken von Künstlern und Denkern von heute dessen Geheimnisse zu durchdringen.

Zitate aus: https://www.herodote.net, http://www.exponaute.com (Agathe Lautréamont)