SILLY – FREI
VON ANGST
Stefan Paul, Produzent
Die Grundidee des Films war, einen sehr dichten
Film über die Tour
der Band zu drehen, mit allen Hochs und Tiefs, den Anfangsschwierigkeiten,
Diskussionen, backstage nach dem Konzert…
Das Projekt begann 2013, wir drehten die Tour „Kopf an Kopf“ im
Osten, in Leipzig, Dresden, Berlin, aber auch in Köln, Offenbach
und München. Nach zweijähriger Drehzeit kamen wir mit dem Film
nicht weiter, vor allem, weil bei den Konzerten die Tonwiedergabe den
qualitativen Ansprüchen der Band nicht genügte. Damit lag der
Film erstmal auf Eis.
2016 habe ich dann den Regisseur Sven Halfar mit ins Boot geholt, der
bereits einige Erfahrungen mit der Band SILLY und einen einstündigen
Film mit den Musikern und Anna Loos gedreht hatte. Er hatte für
den Film eine ähnliche Konzeption wie ich, sodass ich die Rolle
des Produzenten übernahm. Wir drehten dann die Wutfänger-Tour
2016 in verschiedenen Städten im Osten, in Hamburg, Mannheim, Saarbrücken
und Stuttgart und das große Abschlusskonzert in der Columbiahalle
in Berlin: Für das Konzert in Berlin (mit achtzehn Kameras und einem
Tonübertragungswagen mit der Kapazität von siebzig Tonspuren)
kam die Firma Digim, Studio Halle, mit dem Koproduzenten Torsten Bönnhoff
an Bord.
Die Dreharbeiten unterwegs waren mit zwei bis drei Kameras im Stile eines
Roadmovies inszeniert, u.a. sehr dicht an der Band, im Night liner, backstage
auf der Bühne. Es wurden über zweihundert Stunden Material
auf der Tour gedreht. Die Konzertaufnahmen in der Columbia Halle – als
Höhepunkt der Tour – wurden mit großem Aufwand (Schienen,
Kran) gedreht, der Sound mit einem Studio-Tonwagen gemischt.
Das alles ging nur mit einem Regisseur, der buchstäblich Tag und
Nacht bei der Band war und das volle Vertrauen genoss, sodass die Bandmitglieder
es am Ende gar nicht mehr gemerkt haben, dass sie gefilmt wurden. Der
Film ist in der Postproduktion zusammen mit Studio Halle in sechs Monaten
geschnitten und bearbeitet worden, eine große Herausforderung,
der Ton ist 5.1 Dolby Stereo.
Es wird zusammen mit Universal Music eine CD, der Soundtrack zum Film,
erscheinen. Die Band ist nach dieser Tour definitiv wieder enger zusammengewachsen
und absolut eine gesamtdeutsche Spitzenband innerhalb der deutschsprachigen
Rockmusik-Kultur.
Es gibt eine englisch untertitelte Fassung des Kinofilms geben, denn
die Ost-West Problematik und eine Band,die zwanzig Jahre im Osten in
der alten DDR zur absoluten Spitze zählte und nun zwanzig Jahre
im Westen reüssiert, das ist für die internationale Filmszene
sowie für Filmfestivals von großem Interesse.
Torsten Bönnhoff, Produzent
Stefan Paul von Arsenal hatte die Idee zu diesem Film und hatte mich
eingeladen mitzumachen. Dies fand ich aus vielen Gründen äußerst
reizvoll, und ich war dabei.
Ich habe mich schon in den Siebzigern und Achzigern sehr für Ostbands
interessiert. Und SILLY ist die einzige Ostband, die in meinem „Raster" lag,
die sich auch weiter entwickelt hat und heute noch eine lebende, sich entwickelnde
Band ist. SILLY ist alles andere als ihre eigene Coverband. Viele Bands, die
vor Jahrzehnten Hits hatten, haben diese Weiterentwicklung nicht geschafft.
Die Dreharbeiten begannen recht wild. Keiner wusste beim Start, wohin die Reise
geht, wie alle drauf sind und welche Gelegenheiten sich ergeben. Es war für
Sven Halfar eine schwere Aufgabe, unsichtbar zu sein, alles in möglichst
hoher Qualität einzufangen und natürlich im richtigen Moment am richtigen
Ort zu sein. Das ist ihm fantastisch gelungen. Und die „SILLIES" sind
ja ganz einfach fabelhafte Menschen und jeder für sich ein eigenes Original.
Für mich war es wichtig, dass wir nicht zu viel Musik haben, ohne den
direkten Bezug auf eine Handlung. Und ich hatte Angst, dass wir zu viel „talking
heads" bekommen, statische Aussagen von Zeitgenossen. Es hat sich aber
wunderbar gefügt, dass dieses Problem in diesem Film keine Rolle spielt.
Es ist möglich, nah an die Protagonisten zu kommen, ohne das es peinlich
oder belanglos wird. Sven Halfar ist dies großartig gelungen und SILLY
sind ja auch wirklich wunderbar mit ihren Geschichten und ihrer Art.
Ich denke ja, SILLY ist gesamtdeutsch, aber dennoch leider unterschiedlich
hier und da. Es ist eher der Osten, der auch die SILLY-Entwicklung der letzten
Jahre entdecken kann oder sollte, da diese etwas überschattet ist von
den Erfolgen der ersten Jahrzehnte. Vielleicht sehnt man sich hier ein bisschen
nach einer „Cover-Band" alter Tage, was aber für die großartigen
SILLY-Künstler natürlich kein Thema ist. Sie entwickeln ihre Geschichte
weiter, was im Westen unbelasteter wahrgenommen wird. Ich bin gespannt, wie
es weitergeht, und drücke ihnen die Daumen.
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