DIE GIACOMETTIS

Regie: Susanna Fanzun

Susanna Fanzun wurde 1963 in Scuol geboren und wuchs in Tarasp im Engadin auf. Sie ist verheiratet und Mutter einer Tochter und eines Sohnes. Sie ist Mitglied des Stiftungsrates bei Pro Helvetia. 1985 erlangte sie ihr Lehrerpatent und machte ausserdem Ausbildungen als Radio- und Fernsehjournalistin, Produzentin und Dokumentarfilmerin an verschiedenen Schulen im In- und Ausland. Von 1986 bis 2013 war sie bei Radiotelevisiun Svizra Rumantscha angestellt. Seit 1988 ist sie außerdem als Journalistin tätig. 1997 begann sie, sich als Dokumentarfilmerin zu betätigen. Als freie Journalistin arbeitet sie ausserdem für verschiedene Publikationen. Sie engagiert sich in verschiedenen feministischen Organisationen und ist unter anderem Mitorganisatorin der Frauenfilmtage in Graubünden, Nachtfrau im Frauenhaus und gibt Medienkurse für Frauen. Seit 2009 ist Fanzun Mitglied der CIR, Cineasts Independents Rumantschs, seit 2017 als Präsidentin. Im November 2012 gründete sie die Produktionsfirma Pisoc Pictures Scrl. Neben mehreren Künstlerportraits hat Susanna Fanzun verschiedene Filme zum Alltag im Alpenraum geschaffen. Themen, die dabei im Zentrum stehen, sind: Bauerntum, Alpwirtschaft, Kindheit sowie Älterwerden. Im Jahr 2012 gründete Susanna Fanzun ihre eigene Produktionsfirma Pisoc Pictures. Sie konnte bereits einige Dokumentarfilme entwickeln und auch produzieren. Der Film «Kühe, Käse und 3 Kinder» feierte 2015 in Solothurn seine Premiere und wurde an mehreren Festivals ausgezeichnet. Der Verleih Frenetic Films brachte den Film in die Schweizer Kinos, wo er grossen Erfolg verzeichnen konnte. Fanzun wird von Stéphanie Eberle unterstützt, die bei Pisoc als Produktionsleiterin tätig ist und die kunsthistorischen Recherchearbeiten für den Dokumentarfilm I GIACOMETTI leitet.

Filmografie

2023 I Giacometti, Dokumentarfilm, 100 Min.
2019 Ingiò sun ils chamuotschs? Siehst du die Gemsen?, Kunst-Installation im Bündner Kunstmuseum Chur, «Passion. Bilder von der Jagd»
2018 Gaudenz Signorell. Sotto la neve cresce il pane, Dokumentarfilm
2016 Lana, Dokumentarfilm 25 Min.
2015 Kühe, Käse und drei Kinder, Dokumentarfilm, 93 Min.
2013 Ina idea torta, Dokumntarfilm, 25 Min.
2012 Vegl e cuntent – alt und zufrieden, Dokumentarfilm, 25 Min.
Pur forever, Dokumentarfilm, 25 Min.
2011 Guarda – oz sun jau qua da chasa, Dokumentarfilm, 25 Min.
2010 Stgazzis zuppads, Dokumentarfilm, 25 Min.
Da vender - chasa engiadinaisa, Dokumentarfilm, 25 Min.
2009 Un bacio a la mamma – Uorschla Janett-Tones, Dokfilm, 25 Min.
Famiglia e lavur, 2-teiliger Dokumentarfilm, je 25 Min.

Anmerkungen der Regisseurin

Als Dokumentarfilmschaffende interessiere ich mich für erzählte Geschichte und erkenne einen großen Wert darin, die Geschichten aus meinem Umfeld zu fixieren. Die Künstlerfamilie Giacometti zieht mich seit vielen Jahren in ihren Bann. Die Eltern Giovanni und Annetta mit ihren Kindern Alberto, Diego, Ottilia und Bruno wohnten in meinem Nachbartal, dem Bergell. 2001 wurde der 100-jährige Geburtstag von Alberto Giacometti gefeiert. Ich wollte damals für die Televisiun Rumantscha (RTR) einen kurzen Dokumentarfilm machen.

Mit meiner kleinen, privaten Kamera nahm ich erste Gespräche auf. Ich sprach damals mit der Nachbarin, mit Verwandten, einer der Haushälterinnen der Familie und weiteren Zeitzeuginnen, die mir vom Künstler und Menschen Alberto erzählten. Der Direktor von der Televisiun Rumantscha war zu Beginn dem Projekt gegenüber kritisch gestimmt. Als er meine Rechercheinterviews sah, gab er mir begeistert grünes Licht für den Dokumentarfilm, den ich «Nos Alberto – Unser Alberto» nannte.

Es war im 2002 mein erster Dokumentarfilm an den Solothurner Filmtagen. Wenige Jahre nach meinen Interviews lebte nur noch eine einzige der Zeitzeuginnen. Da war ich stolz, dafür gekämpft zu haben, diese Geschichte erzählen zu dürfen. Ich hatte ein Stück Zeitgeschichte, die nicht mehr aufgezeichnet werden konnte, gesichert. Die damaligen Interviews konnte ich für meinen neuen Film über die Künstlerfamilie nutzen.

Oft hörte ich «nicht schon wieder Giacometti, gibt es nicht schon genug über die Giacomettis?» Nein, denn mich hat der Blick auf die Familie um Alberto Giacometti interessiert. Es ist eine Geschichte, die bis anhin filmisch nicht erzählt wurde. Welche Stimmung herrschte zwischen dem Malen der Gemälde und Skizzen bei den Giacomettis? Für diesen neuen Film reiste ich diesmal auch nach Paris. Auch da interviewte ich Menschen, welche die Familienmitglieder persönlich kannten und ich fixierte ein Stück Zeitgeschichte. Für mich als Dokumentarfilmschaffende ist das sinnstiftend.

Die Extrakte, die im Film vorkommen, sind nur ein kleiner Teil der wunderbaren Erzählungen. Die ganzen Gespräche bleiben erhalten und sind wertvolle Zeitdokumente. Das innere Familienleben der Giacomettis konnte ich mit Zitaten aus ihren zahlreichen Briefen und Texten untermauern. Ein grossartiger Schatz sind auch ihre Zeichnungen, Skizzen und Malereien, die uns ins Innerste der Familie blicken lassen. Heute würde man von Selfies sprechen. Nach zehn Jahren Arbeit freute ich mich sehr an den Solothurner Filmtagen 2023 die Weltpremiere feiern zu können und die Geschichte dieser außerordentlichen Familie erzählen zu dürfen.