IDA
Hauptdarstellerin
INTERVIEW MIT AGATA TRZEBUCHOWSKA (IDA)
WIE KAMST DU ZU DIESEM FILM, UND WIE WICHTIG IST DIESE ERFAHRUNG FÜR
DICH?
Ich kam zufällig dazu. Die polnische Regisseurin Malgorzata Szumowska
entdeckte mich in einem Warschauer Café. Sie erzählte mir
von Pawel Pawlikowskis Film und ermutigte mich, mit ihm Kontakt aufzunehmen.
Nach ein paar Treffen und Proben war klar, dass ich die Rolle der Anna
spielen würde – obwohl ich noch gar keine Schauspielerfahrung
hatte.
In IDA mitzuspielen war eine wichtige Erfahrung für mich. Ich bekam
die Chance, in einem einzigartigen Film mitzuspielen – und ich
spürte diese Besonderheit, obwohl ich nicht aus der Branche komme.
Die Atmosphäre war professionell und intim zugleich; die ganze Crew
widmete sich voll und ganz der Geschichte, die wir erzählen wollten.
Ich betrachte es als eine Art mehrdimensionales “Abenteuer”.
Meine Erinnerung daran ist noch sehr frisch und lebendig. Ich kann überhaupt
noch nicht einschätzen, welche Auswirkungen es auf mein Leben haben
wird, doch ich bin sicher, es wird sich irgendwie auswirken.
WER IST ANNA?
WER IST IDA?
Anna ist eine Nonne, ein Waisenkind, das nichts über seine Wurzeln
weiß. Sie hat ihr ganzes Leben im Kloster verbracht und ihr Glaube
ist das einzige, was für sie zählt. Sie hat kein weltliches
Leben, sie kennt nur das religiöse.
Ich habe Ida nie als eine separate Person betrachtet. Sie ist vielmehr
ein Bezugspunkt, durch den ich mich selbst aus einer anderen Perspektive
sehen kann. Ich denke Ida ist die Person, die ich gewesen sein könnte,
ich hätte ihr Leben leben können. Ida lässt mich nicht
nur die “echte” Welt ausprobieren, voller Schmerz und Ekstase,
sondern durch sie kann ich auch die Entscheidungen bestätigen oder
auf die Probe stellen, die ich zu treffen habe.
WIE WAR DEINE BEZIEHUNG
ZU PAWLIKOWSKI UND ZU DEN ANDEREN SCHAUSPIELERN VOR DEM DREH, UND WIE
ENTWICKELTE SIE SICH WÄHRENDDESSEN?
Ich kannte von Pawel Pawlikowski “My Summer of Love” – einen
Film, der mir als Teenager sehr wichtig war – und wusste also schon,
das ist ein ausgezeichneter Regisseur. Aber ich merkte auch schnell,
dass er ein faszinierender und aufgeschlossener Mensch ist.
Als wir das Drehbuch in Angriff nahmen, noch bevor die Dreharbeiten begannen,
merkte ich, dass Anna irgendwie noch ein Geheimnis war, selbst für
den Regisseur. Ich muss zugeben, das hat mich ziemlich nervös gemacht,
aber das legte sich schnell, als der Dreh dann losging.
Was mich an der Arbeit mit Pawel Pawlikowski am meisten fasziniert hat,
war seine Ruhe. Sie verbirgt eine Entschlossenheit zur Perfektion sowie
eine unglaubliche Intuition – beides – dadurch konnte ich
mich sehr sicher fühlen und gewann Selbstvertrauen. Während
der Dreharbeiten brauchten wir nicht viele Worte. Pawel und ich hatten
dasselbe Verständnis von Annas Persönlichkeit und ihrer Geschichte.
Agata Kulesza (Wanda) spielte eine ebenso wichtige Rolle für mich.
In gewisser Weise entwickelte sich unsere Beziehung ganz ähnlich
wie die von Anna und Wanda auf ihrer Reise – doch zum Glück
hatten wir keine ideologischen Auseinandersetzungen!
WAS SIND DEINE LIEBSTEN
ERINNERUNGEN ANS SET?
Da gibt es viele, aber ich denke oft an die Szenen, die wir mit dem Wartburg
gedreht haben – das Auto war völlig unberechenbar, was eine
Menge Spaß und Adrenalin vor allem für die Crew bedeutete.
Der Wartburg war auch der einzige Ort, wo die Temperatur zu ertragen
war – der polnische Winter kann echt kalt sein – deshalb
war es das reinste Vergnügen, darin zu sitzen und darauf zu warten,
was als nächstes passieren würde.
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