JUNEBUG

Interview mit Regisseur PHIL MORRISON und Drehbuchautor ANGUS MACLACHLAN

Wie ist die Beziehung zwischen George und seiner Familie? Was an ihm macht ihn verschieden? und warum sollte die Familie etwas gegen ihn haben?
Morrison: Weltoffene Country Musik hat Liedtexte über das Herumschweifen, das Reisen u.ä. Aber je näher man den Bergen kommt, umso auffälliger sind Texte wie "Kein Wunsch zu gehen" oder "Ich möchte meine Familie wiedersehen". In der Familie zu sein bedeutet, in der Nähe zu sein. Georges Wunsch zu gehen, kommt da einem Verrat gleich. Wahrscheinlich war er schon als kleiner Junge so und seine Familie hat ihn lediglich lange genug gebeten zu bleiben. Und doch ist er gegangen.

Johnny hat die größten Veränderungen durchlebt seitdem George gegangen ist - warum ist er auf George so sauer?
Morrison: Es könnte sein, dass die Familie glaubt, dass George, wenn er wollte, Johnnys Leben haben könnte. Aber Johnny könnte niemals George sein. Das reicht aus, um George zu einer unauslöschlichen Präsenz werden zu lassen, oder zumindest zu einem Arschloch.
MacLachlan: Johnny ist ein erwachsener Mann, der zusammen mit seiner schwangeren Frau in seinem alten Kinderzimmer im Haus seiner Eltern wohnt. Gleichzeitig versucht er das Abitur nachzuholen. Er war niemals der Lieblingssohn, derzeit fühlt er sich besonders als Versager und deshalb lässt die Ankunft von George und seiner schönen Ehefrau seine Schwächen voll zutage treten. Gleichzeitig durchschaut er die PR seines Bruders. Er weiß, dass George nicht perfekt ist, nicht das, zu dem ihn seine Muter, seine Ehefrau oder der Pastor erklären, und er spürt, dass das außer ihm niemand wahrhaben will.

Wie kam es zu Eurer Zusammenarbeit und die am Projekt? Kam Angus mit dem fertigen Drehbuch zu Dir oder habt Ihr gemeinsam daran gearbeitet?
Morrisson: Angus war immer schon so etwas wie ein Vorbild. Am College arbeiteten wir einen Teil seines Stücks "Behol, Zebulon" in meinen 20-Minuten-Film "Tater Tomater" ein. Damit kamen wir dann nach Sundance im Jahr 1992. Ab da war es ein weiter Weg, um einen langen Spielfilm zu machen. Angus schrieb JUNEBUG und dann haben wir gemeinsam immer wieder mal daran gearbeitet, während wir versuchten, herauszufinden, wie es Leute tatsächlich schaffen, Geld für einen Spielfilm zusammenzukriegen. Als ich dann Mindy Goldberg das Drehbuch zeigte, hat es sie überzeugt und sie begann uns zu helfen. Aber es dauerte immer noch eine ganze Weile. Zwischendurch arbeiteten wir an anderen Projekten, Angus am Bühnenstück "The Dead Eye Boy" und ich führte für "Upright Citizens Brigade" Regie. JUNEBUG wäre sicher anders geworden, wenn wir von Anfang an ausschließlich an dem Film hätten arbeiten können.

Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Epoch Films?
Mindy Goldberg kenne ich schon ziemlich lange. Wir haben gemeinsam an Musikvideos und Reklamefilmen in ihrer Produktionsfirma Epoch Films gearbeitet. Ich wusste gar nicht, dass sie auch daran interessiert ist, einen Spielfilm zu produzieren, aber ich war sicher, wenn, dann würde sie das super hinbekommen. Und sie schien im Drehbuch von Angus dieselben Dinge zu entdecken wie ich. Also kamen wir überein, den ersten Spielfilm von Epoch gemeinsam zu machen und ihn kleiner zu halten. Angus und ich hatten schon eine Weile versucht, das Geld für JUNEBUG zusammen zu bekommen, aber erst als Mindy mit an Board war, wurde es wirklich ein Film.