LANDRAUSCHEN
Portrait eines deutschen Mikrokosmos
Mit LANDRAUSCHEN widmet sich Lisa Miller nach der Mockumentary „Tschernobyl,
Fukushima, Gundremmingen” wieder ihrer Heimatregion Bayerisch-Schwaben.
Ein Gebiet, das stolz ist auf seine Traditionen und seinen Dialekt, aber
auch ein Grenzgebiet mit einem teils schizophrenen Charakter. Auf der
einen Seite grenzt man sich rigoros von Baden-Württemberg ab und
ist stolz darauf in Bayern zu sein. Zum anderen betrachtet man sich klar
als Schwaben mit schwäbischem Dialekt und Spätzle als Nationalgericht.
Es mischen sich traditionelle Volksmusik, Tracht und Trinkkultur à la
Oktoberfest mit schwäbischer „Schaffa, schaffa, Häusla
baua“-Mentalität. Dennoch wird man weder von bayerischer noch
württembergischer Seite als dazugehörig akzeptiert.
Dieses einzigartige Lokalkolorit fängt LANDRAUSCHEN authentisch
und mit Liebe zum Detail ein. Ziel ist es, den Spagat zwischen Heimat-
und Arthouse-Film zu schaffen. Ohne zu simplifizieren zeigt dieser Film
mit Authentizität menschliche Urtypen, wie man sie nur im ländlichen
Raum findet und zeichnet so das Porträt eines deutschen Mikrokosmos.
Dieser steht exemplarisch für das Europa der heutigen Zeit. Der
Film stellt dar, wie trotz des Widerstands der Bevölkerung, die
Wirrungen der komplexen und modernen Welt vor dem kleinen Idyll nicht
halt machen. Nichts ist mehr so, wie es einmal war. Die Welt ist bunt,
und das spürt man so langsam auch auf dem Lande - gleichzeitig sehnt
man sich nach heimatlicher Verwurzelung. Die tiefe Angst vor Identitätsverlust
greift um sich, denn das Leben wird immer komplizierter. Nur Bier verspricht
Abhilfe. In diese Welt kehrt Toni zurück und trifft auf Rosa. Zwei
Frauen und ein Dorf auf der Suche nach ihrer Identität.
Ein Film in schwäbischer Mundart
LANDRAUSCHEN will einen neuen Heimatfilm schaffen. Mit einer Mischung
aus dokumentarischen Aufnahmen und der Arbeit mit Laiendarsteller*innen,
die in ihrer eigenen Mundart sprechen, wird die authentische Atmosphäre
eines realen Dorfes in einer fiktiven Geschichte neu erdacht und die tiefen
Identitätskonflikte darin aufgedeckt.
Statt eines in den Dialogen im Detail ausformulierten Drehbuchs, wird ein
Drehbuchkonzept verwendet. Dieses soll die Schauspieler*innen zu einem
freien Spiel animieren und Raum für eigene Improvisation lassen. Anstatt
der Dominanz eines perfekten deutschen Sprachgebrauchs feiern wir die Vielfalt
in Dialekt und Akzent. Wir suchen die Darstellung echter Sprache in all
ihren Schattierungen.
Den Rahmen bildet eine Geschichte, in der sich traditionelle Erzählmuster
und Charaktere des Bauerntheaters oder des klassischen Heimatfilms wiederfinden.
Diese werden durch subversive Machart und Erzählweise unterwandert.
Neben der Mundart dient auch die organische Kameraführung als Stilmittel,
die es dem Zuschauer ermöglicht nicht auf einen Standpunkt fixiert
mit den Schauspieler*innen mitzugehen.
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