Anmerkungen des Regisseurs

Meine erste große „Kinoliebe“ wurde das kleine Mädchen Alice, alias Yella Rottländer, aus Wim Wenders’ Kinofilm „Alice in den Städten“. Filme hatten vor dieser Begegnung in meinem Leben keine besondere Rolle gespielt. Doch von dem Tag an, als ich dieses 1974 gedrehte, melancholische Roadmovie das erste Mal sah, sog ich Wenders’ Filme in mich auf, einen nach dem anderen, da sie fähig waren, Antworten auf wichtige Fragen meines Lebens zu geben. Später animierten sie mich dazu, selbst Filme zu machen.

Eine bestimmte Struktur bzw. Figurenkonstellation in Wim Wenders’ Filmen hatte für mich eine besondere Bedeutung: Die der zerrissenen Familie, oder genauer genommen, die Suche des Vaters nach einer inneren und ehrlichen Verbindung zu seiner Familie. Diese Konstellation findet sich in Filmen wie „Im Lauf der Zeit“, „Paris/Texas“, „Bis ans Ende der Welt“ genauso wie auch in Wenders’ letztem Film „Don´t Come Knocking“ immer wieder.

Mich interessierte, was diese, über 30 Jahre hinweg beharrlich immer wieder neu erzählte Geschichte mit Wim Wenders eigenem Leben zu tun hatte. Für „Von einem der auszog“ bat ich ihn daher, über die ersten Jahre seines Lebens zu berichten - über seine Herkunft, sein Elternhaus, seine Lebensvorstellungen, Lebenswendepunkte und wichtigsten Wegbegleiter, um so herauszufinden, wie und wo sich Wenders’ eigene Geschichte in seinen Filmen wiederfindet.


Marcel Wehn am 22.März 2007